Dienstag, Oktober 10, 2006

"Wir brauchen mehr Druck" Erfolge sprechen für den Duisburger

Baskets-Trainer Andre Kraaß glaubt, dass sein Team mit perfekter Vorbereitung alle Spiele gewonnen hätte.
"Haben nur elf Mann und mich als Motivator." Unterstützung von Vorstand und Sponsoren falle kaum auf
WAZ-INTERVIEW
Nach dem Aufstieg in die 2. Regionalliga bleibt den Velbert Baskets nach vier Spielen nun Zeit zum Durchatmen. In der Herbstpause zieht Trainer Andre? Kraaß im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Andre? Henning ein erstes Fazit und spricht offen die Probleme an, die nach dem zweiten Aufstieg im dritten Jahr entstanden.
Zum Start in die Regionalliga-Saison holte Ihr Team zwei Siege aus vier Partien. Sind Sie zufrieden?
Kraaß: Grundsätzlich haben wir unsere Ziele, die wir uns bis zur Herbstpause gesteckt hatten, erreicht. Es ist durch die unglückliche Pleite gegen Bonn zwar anders gelaufen als erwartet, aber der Start ist okay. Natürlich ärgert mich jede Niederlage, vor allem wenn wir, wie gegen Meckenheim, das Match 28 Minuten lang kontrollieren - aber verlieren.
Die Siege fielen stets deutlich, die Niederlagen knapp aus. War mehr drin?
Kraaß: Den 8:0-Punkten waren wir sicher näher als anders herum. In der Saison-Vorbereitung waren wir meist nicht komplett und müssen erst jetzt lernen, als Mannschaft geschlossener zu agieren. Mit hundertprozentig eingespieltem Kader hätten wir alle vier Spiele gewonnen.
Wie stark wäre die Mannschaft ohne Martin Trefzger, den Top-Scorer im Team?
Kraaß: So eine Frage beantwortet ein Coach nie gern. Martin hat eine Menge Zweitliga-Erfahrung, natürlich ist auf ihn vieles zugeschnitten. Doch ohne ein ihm zuspielendes Team würde er die Punkte nicht machen. Ohne ihn wäre die Mannschaft anders aufgestellt und könnte genauso 8:0 oder 0:8 Punkte haben. Aber er hat seinen Anteil am Erfolg.
Mit den Erkenntnissen der ersten Spiele: Bleibt das Saisonziel, Platz sieben, so bestehen?
Kraaß: Damit wären wir weiterhin zufrieden. Die Liga ist sehr eng, hier ist alles drin. Und einem Aufsteiger geht meistens Mitte der Saison die Luft aus. Wenn in so einem Loch dann die falschen Gegner kommen, bist du direkt unten drin.
Die Ansprüche, auch im Vorstand, sind größer. Der bisherige Saisonverlauf beweist, dass die Baskets auch gegen Spitzenteams mithalten können.
Kraaß: Man kann sich immer vorstellen, oben mitzuspielen. Aber wir sind eine alte Mannschaft. Sascha Butgereit ist mit 24 Jahren der Jüngste. Der Älteste ist 38. Mit unserer Erfahrung wäre ein Platz im oberen Drittel drin. Aber durch das hohe Durchschnittsalter steigt auch die Verletzungsanfälligkeit und private Dinge werden in den Vordergrund gezogen.
Macht der Vorstand Druck, dass die 2. Regionalliga nur ein Zwischenstopp bleibt?
Kraaß: Für TuS Velbert und Langenberger SG sind die Baskets natürlich ein Zugpferd. Es gibt zwar große Erwartungen, aber die Unterstützung fällt mir als Coach so nicht auf. Wir haben Schwierigkeiten im finanziellen Bereich. Große Kosten, aber kaum Sponsoren lassen sich über einen längeren Zeitraum binden. Für unsere Regionalliga-Mannschaft gibt es nicht mal Trainingsanzüge.
Das hohe Alter haben Sie angesprochen. Steht ein Umbruch im Team bereits unmittelbar bevor?
Kraaß: Wir haben mit Conrad Aust nicht ohne Grund einen Jugendkoordinator eingestellt. Er hat sich nun die richtigen Jugend-Trainer zusammengestellt. Doch zwei bis vier Jahre werden wir brauchen, um starke Nachwuchsspieler heranzuführen. Ich würde der jetzigen Mannschaft wünschen, dass sie noch lange weitermacht.
Die 1. Regionalliga gilt als fest anvisiert. Wird der Aufstieg im nächsten Jahr Pflicht?
Kraaß: Nein, einen Plan von zwei bis vier Jahren halte ich für realistisch. Ein Aufstieg in der nächsten Saison wäre viel zu früh. Wir müssen uns jetzt erst einmal etablieren.
Der Verein hat zwei Aufstiege in drei Jahren hinter sich - von der Landesliga-Provinz in die große Regionalliga. Ging das vielleicht sogar zu schnell?
Kraaß: Es gibt Strukturen, die wir in Hauruck-Aktionen hochgezogen haben, die machen noch Probleme. Es ist viel passiert in den letzten drei, vier Jahren, jetzt fallen wir in ein kleines Loch. Klar zählen die Erfolge. Aber Kontinuität muss auch mal sein, und die kommt eben diese Saison.
Was muss strukturell verbessert werden, um bald in der 1. Regionalliga mithalten zu können?
Kraaß: Für die erste Mannschaft müssen Motivation und Druck von unten gefördert werden. Momentan kann uns keiner Feuer geben. Wir haben keinen 20-Mann-Kader. Wir haben keine sechs Jugendspieler, die unbedingt in die erste Mannschaft wollen. Wir haben nur elf Mann und mich als Motivator.Andre? Kraaß (32) wird seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Kraaß ist gerade Vater geworden, durch seinen Schichtdienst als Energie-Elektroniker hat sein Engagement auch aus beruflichen Gründen ein Ende. Doch er kann sich durchaus vorstellen, für die Baskets weiterzumachen. Zahlreiche Erfolge sprechen schließlich für ihn. In Rumeln und Homberg feierte er Aufstiege als Trainer. In welcher Funktion der Duisburger arbeiten könnte, bleibt aber noch offen.